Mindelheimer Museen

Mode

Accessoires

Fächer

Sticken

Spitzen

Gobelins

Gewebe

Paramente

Textilmuseum - Sandtnerstiftung

Das Textilmuseum Mindelheim wurde 1986 eröffnet, um die reichhaltigen Sammlungen von Prof. Hilda Sandtner in musealer Präsentation der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Hilda Sandtners Wunsch war es mit dem Museum eine kunst- und museumspädagogische Begegnungstätte mit wechselnden Ausstellungen zu gründen.​

Seit 2016 werden im zweiten Obergeschoss des einstigen Jesuitenkollegs, in den Themenbereichen „Mode.Kunst.Handwerk“ und „Kunst. Stoff“ unterschiedlichste Textilien, hochwertige künstlerische Handarbeiten und wertvolle Gewebe gezeigt. An Mitmachstationen können die Besucher*innen ihr handwerkliches Geschick testen.

Ein großer Raum steht für museumspädagogische Aktivitäten zur Verfügung.

Kleider machen Leute, aber genauso machen Leute auch Kleider – wie sich Mode und Gesellschaft über die Jahre bedingt und entwickelt haben, das zeigt das Textilmuseum in Mindelheim. Stoffe, Schnitte, Handwerkskunst – Sheila Richinger von Allgäu TV ist in die Welt der Mode eingetaucht:

 

„Mode. Kunst. Handwerk“

In einer langen Raumflucht reihen sich prachtvolle Roben, Kleider für Alltag und Feste, gewagte Kleidchen der aufregenden 1920er Jahre sowie die knalligen Outfits der 1970er Jahre. Wie auf einer Zeitreise führt der Weg von der Zeit um 1750 bis fast in die unmittelbare Gegenwart. Dabei taucht man ein in eine andere Sphäre, die Präsentation erinnert an üppig ausgestattete Filme oder Inszenierungen von Märchen.

Neben den Kleidern werden auch modische Accessoires gezeigt, wie z.B. eine große Zahl kostbarer Fächer aus Elfenbein, Perlmutt, Holz oder Spitzen, die in feinster Malerei Geschichten aus dem höfischen Leben erzählen. Einige Räume präsentieren die schier unglaublichen Leistungen im Bereich der Stickerei und der Spitzen. Unentwirrbare Ornamente in Weiß- und Goldstickerei überziehen Stoffe in komplizierten Formen, so dass es eine wahre Augenlust ist, in diese reichen Dekore einzutauchen. Daneben schlagen die feinen Gespinste der Spitzen die Betrachter in ihren Bann. Angesichts solcher Kunstfertigkeit und Eleganz verwundert es nicht, dass jahrhundertelang Spitzen in ihrer Wertschätzung Schmuck gleichgestellt waren.

Abschließend eröffnen im kleinen Festsaal kostbare Bildteppiche Einblicke in biblische und mythische Welten. Aufschlussreiche Texte geben stets die nötigen Informationen zu den jeweiligen Epochen und Objekten. Die meist komplizierten textilen Techniken werden anschaulich erklärt und man kann sich sogar selbst darin versuchen.

Mode

Die immensen Sammlungsbestände des Textilmuseums umfassen sämtliche Gestaltungsbereiche der textilen Künste, darunter auch den Bereich der Mode. Mieder, Kleider, das sogenannte Kostüm, dazu festliche Roben bis hin zu Outfits präsentiert die erste Museumsabteilung. Thema ist hier die Entwicklung der Damenmode vom Rokoko über die Zeit des Empire und Biedermeier bis in die frechen 70er Jahre des 20. Jahrhunderts. Besonders hervorzuheben sind einige kostbare Roben des Begründers der Haute Couture, Charles Frederick Worth (1826 Lincolnshire bis 1895 Paris). Mit seinen Kreationen und neuen Ideen der Vermarktung revolutionierte er die Damenmode in der Zeit nach 1850 und machte Paris zum internationalen Zentrum der Modeentwicklung. In seiner Nachfolge stehen berühmte Modeschöpfer wie Dior, Heinz Oestergaard u.a., von denen ebenfalls Exponate ausgestellt sind.

Accessoires

Was wäre die Damenmode ohne passende Accessoires? Diese kleinen
teils nötigen, teils schmückenden Zugaben zur Kleidung vervollständigen das Erscheinungsbild der Damen in den jeweiligen Epochen. Die modischen Entwicklungen drangen bis in die kleinsten Details der Kleidung vor und veränderten diese passend zum Stil der Zeit. Daher widmet sich das Textilmuseum auch diesem modisch wichtigen Bereich.

Unter den gezeigten Exponaten befinden sich die unverzichtbaren Hüte der Damen, elegante Schirme mit Spitzen und Elfenbeingriffen, Taschen, Beutel, Strümpfe und Schuhe. In den vergangenen Jahrhunderten gehörten Handschuhe, die so eng waren, dass sie vor dem Tragen geweitet werden mussten, zur Grundausstattung einer eleganten Dame.

Fächer

Fächer waren über Jahrhunderte ein bedeutender Sonderbereich der Mode. Sie sind seit der Antike als Würdezeichen für Herrscher bekannt. Doch als Modeaccessoires etablierten sich Fächer erst seit dem 14./15. Jahrhundert zuerst in Italien. Im 17./18. Jahrhundert entwickelte sich der Faltfächer zu einem der wichtigsten und raffinierten Elemente der Mode. An den Höfen der späten Barock- und Rokokozeit wurde der Fächer das Instrument der Koketterie und verborgenen Verständigung schlechthin. Im Museumsbereich mit den Fächern sind Falt-, Feder- und Briséfächer aus Europa und Asien vom Rokoko bis in die Gegenwart versammelt. Viele davon erzählen kleine Geschichten anhand feinster Malereien auf den Fächerblättern, die von dünnen Elfenbein- oder Perlmuttstäbchen in kostbarer Durchbruchsarbeit mit Schnitzereien getragen werden.

Sticken

Zu den traditionsreichsten und vielseitigsten textilen Techniken gehört die Stickerei, die etwa genauso lange bekannt ist wie das Weben. Daher zeigt das Museum kostbare Beispiele aus diesem Teilbereich der Mode und der textilen Künste. Sticken ist auch als Malen mit Nadel und Faden zu bezeichnen und sie dient ausschließlich als Schmuck. Das Textilmuseum bietet einen opulenten Überblick über die Stickkunst in sämtlichen Techniken vom 17. bis in das 20. Jahrhundert, beginnend mit der Weißstickerei bis hin zu subtilen Arbeiten mit Goldfäden. Darunter befinden sich aufwändige Mustertücher, die dem Nachweis der eigenen Kunstfertigkeit dienten, Gewänder, reich bestickte Decken sowie modische Bänder. Immer wieder faszinieren diese nur mit Nadel und Faden entstandenen feinsten Arbeiten, zu denen auch die sogenannte Nadelmalerei gehört.

Spitzen

Seit Beginn des 15. Jahrhunderts entstanden Klöppel- und Nadelspitzen als besonders zarte Werke der Textilkunst. Von den frühen Zentren der Spitzenherstellung in Italien und Flandern ausgehend verbreiteten sich diese Techniken rasch über ganz Europa. Ihre Wertschätzung war so groß, dass im 17. Jahrhundert ein Leben ohne Spitzen nicht lebenswert erschien. Sie gewannen einen vergleichbaren Stellenwert wie kostbarer Schmuck. Noch im 19. Jahrhundert galten Spitzen in der Mode als unentbehrlich. Die außerordentliche Zahl und Vielfalt der im Museum ausgestellten Spitzen reicht von der Zeit um 1600 bis in das 20. Jahrhundert. Dazu gehören zarteste Arbeiten von hohem ästhetischem Anspruch, Arbeiten für Fürsten- und Königshöfe. Der Vergleich mit Gemälden verdeutlicht, wie die ausgestellten Spitzen als Krägen und Verzierungen von Ausschnitten getragen wurden.

Tapisserien

Der kleine Festsaal des ehemaligen Jesuitenkollegs mit seinem spätbarocken Wessobrunner Stuck ist der geeignete Rahmen für großformatige Tapisserien, Bildteppiche, aus dem 17. und 20. Jahrhundert. Bildteppiche dienten ausschließlich als Wandschmuck in Kirchen, Residenzen und Schlössern. Sie galten wegen der kostspieligen und langwierigen Herstellung als kostbarste Elemente der Ausstattung, deren Präsentation Ansehen und Reichtum seiner Eigentümer steigerte. Sie werden mit der sehr alten Technik der Bildwirkerei, einer Weiterentwicklung der Webtechnik, auf horizontalen oder vertikalen Webstühlen gefertigt. Wie Gemälde zeigen sie Begebenheiten aus der Geschichte, Mythologie oder religiöse Szenen. Neben den Tapisserien werden auch einige Beispiele der Gobelinstickerei gezeigt, die nur auf den ersten Blick recht ähnlich erscheint.

Kunst.Stoff

Seit jeher gehören kostbare Stoffe aus Samt und Seide zu den Luxusgütern. Sie hatten die Aufgabe, ihre Besitzer durch Kleidung wie auch Raumausstattungen kunstvoll zu inszenieren, so dass deren herausragende Bedeutung offenkundig war. In Schlössern, Palästen und Kirchen gehörten aufwändig gemusterte Textilien für Wandbespannungen, Vorhänge oder Möbelbezüge zu den teuersten Ausstattungselementen. Die Abteilung „Kunst.Stoff“ des Textilmuseums Mindelheim widmet sich diesem mit Formen und Farben verschwenderisch ausgestatteten Bereich der Kulturgeschichte. Gezeigt werden Seidengewebe aus Frankreich, Italien und England sowie andere kostbare Gewebe vom 17. bis in das 19. Jahrhundert.

Gewebe

Eine der ältesten Techniken ist das Weben. Es diente dazu, Kleidung herzustellen, um sich vor Kälte und anderen Umwelteinflüssen zu schützen. Bald schon kam noch die Aufgabe hinzu, Rangunterschiede anschaulich zu machen. Hochwertige Leinengewebe, edle Samte und fantasievolle Seidengewebe werden im Textilmuseum als Beispiele für die Kunstfertigkeit der Entwerfer und Weber gezeigt. An einer Mitmachstation kann man selbst versuchen, kreativ zu weben.

Paramente

Paramente sind Gewänder für den Gottesdienst der katholischen und orthodoxen Kirchen. Neben den Gewändern für die Zeremonien im Bereich der weltlichen Herrscher gehören Paramente zu den höchstrangigen Objekten, die aus Textilien hergestellt wurden und werden. Daher fanden zur Herstellung von Paramenten vorwiegend teuerste Gewebe aus Samt und Seide Verwendung, die oftmals zusätzlich mit Silber- und Goldfäden versehen waren. Sie gehören aus diesem Grund zu den Höhepunkten textiler Kunst, auch unter den Exponaten des Textilmuseums.

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